Kategorie: CLINT ENNS - Kunstlotterie

Clint Enns – Die Unvollkommenheiten des Imaginären

Clint Enns arbeitet mit den Brüchen und Imperfektionen der KI-generierten Bildwelt. Seine Arbeiten entstehen aus einer Mischung von lakonischem Humor, filmischer Strenge und surrealer Bildlogik. Indem er die KI mit paradoxen, oft absurden Aufforderungen füttert, provoziert er Momente, die zwischen Traum und Fehlfunktion schweben: Körper, die aus sich selbst herauswachsen, Clowns und Cowboys, die ihre Masken verlieren, Gesichter, die sich vervielfachen, Szenen, die wie gefundene Fotografien wirken und doch nie existiert haben.

Was Enns interessiert, sind die Risse in der Oberfläche. Die algorithmischen Fehler werden nicht geglättet, sondern zur poetischen Chiffre erhoben – als Spiegel unserer Sehnsucht nach Perfektion und unserer Angst vor dem Unheimlichen. Seine Figuren bewegen sich in Räumen, die vertraut wirken und doch beunruhigend fremd sind, als hätte jemand in Familienfotos, Traumsequenzen oder Dokumentarfilme eine Störung eingeschrieben.

Die Bildsprache ist zugleich nostalgisch und zeitgenössisch: Sie zitiert die Ästhetik des analogen Kinos, der Amateurfotografie und der inszenierten Fotokunst der 1970er- und 1980er-Jahre, während sie sich unübersehbar im Möglichkeitsraum der neuen Technologien verankert.

Enns nennt seine Arbeit eine „Kunstlotterie“: ein Spiel mit dem Zufall, das den Unterschied zwischen menschlicher Absicht und maschineller Halluzination verschwimmen lässt. Die daraus entstehenden Werke sind komisch, tragisch, verstörend und berührend zugleich – Bilder, die sich der Logik entziehen und dennoch etwas sehr Menschliches freilegen.

Clint Enns lebt in Winnipeg, Kanada. Er ist Künstler, Filmemacher, Kurator und Autor. Seine experimentellen Filme und Videokunst wurden international gezeigt. Seit Jahren befragt er mit unkonventionellen Mitteln – von Found Footage über Glitch-Ästhetik bis hin zu KI-Generierung – die Bildgeschichte und unsere Kultur der Imagination.