KI EDITION BERLIN
Nikolaus von Wolff: "Ways of Seeing"
Nikolaus von Wolff: "Ways of Seeing"
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Promptography auf Hahnemühle-Papier Fine Art Papier
READERS Serie aus dem Jahr 2023
Größe: 40 x 23 cm
Auflage: 3 + 1 A. P.
Rückseitig vom Künstler mit Bleistift signiert, betitelt und mit Editions Nr. versehen.
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John Bergers Ways of Seeing gilt als Meilenstein der visuellen Kulturkritik: ein Werk, das unsere Wahrnehmung der Bilder und ihre ideologischen Implikationen entlarvt. Von Wolff setzt es in Szene, indem er eine junge Frau im Bus zeigt, die vertieft liest, während das Leben um sie herum in alltäglicher Routine verharrt. In dieser Konzentration entsteht eine stille Gegenwelt, ein Raum des Denkens im öffentlichen Transit. Doch das Bild selbst ist ebenso eine Befragung des Sehens: die makellose Komposition, das präzise Licht, die subtile Unwirklichkeit des Moments. Wie Berger lehrte, dass wir immer durch kulturelle Raster blicken, so verweist auch dieses Werk darauf, dass wir längst durch technologische Filter sehen. Die KI hinterlässt ihre Spur nicht als Effekt, sondern als subtile Irritation – ein Zuviel an Perfektion, das uns zwingt, die vermeintliche Authentizität der Szene zu hinterfragen.
Im Kontext der Serie Readers entfaltet dieses Werk seine volle Resonanz. Nikolaus von Wolff hat ein visuelles Archiv erschaffen, das wirkt, als stamme es aus den späten 1970er- oder frühen 1980er-Jahren, als Schwarz-Weiß-Dokumentarfotografie den Ton angab. Doch statt Erinnerung festzuhalten, erschafft er eine Erinnerung, die nie war. Die KI dient hier nicht als Ersatz für das Fotografische, sondern als philosophisches Werkzeug, das Realität und Simulation unauflöslich verwebt. Readers zeigt Menschen mit Büchern, doch zugleich Bücher als Spiegel menschlicher Selbstbefragung. Jede Szene stellt die Frage, wie wir heute Vergangenheit sehen – als Sehnsucht, als Fiktion, als Konstruktion. In dieser Hinsicht ist die Serie mehr als Nostalgie: Sie ist ein Kommentar zur Kultur des Bildes, in der Wahrheiten verhandelbar und Authentizitäten flüchtig geworden sind. Von Wolff führt uns vor Augen, dass „Sehen“ nie unschuldig ist – weder in der Kunst noch in der Gegenwart einer KI-gestützten Bildproduktion.
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