Nikolaus von Wolff: "Poems"

Promptography auf Hahnemühle-Papier Fine Art Papier

READERS Serie aus dem Jahr 2023

Größe: 50 x 50 cm 

Auflage: 3 + 1 A. P.

Rückseitig vom Künstler mit Bleistift signiert, betitelt und mit Editions Nr. versehen.

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Ein junger Mann liest Jack Kerouacs Poems inmitten eines überfüllten Waggons. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, fast entrückt, während die Mitfahrenden ihn neugierig mustern. Von Wolff verdichtet hier den Kontrast zwischen innerer Versenkung und äußerer Beobachtung: das Lesen als Form der Selbstbehauptung inmitten der Norm, Kerouac als Symbol einer Generation, die Grenzen sprengen wollte. Die Szene wirkt wie eine Momentaufnahme der Beat-Ära – rau, authentisch, voller Intensität. Doch gerade in der Perfektion des Bildes zeigt sich das Paradox: zu makellos der Lichteinfall, zu geschlossen die Komposition, zu exakt der Ausdruck. Die KI schreibt mit, indem sie die Unschärfen des Dokumentarischen eliminiert und damit eine neue, irritierende Form von Authentizität erzeugt. Das Werk konfrontiert uns mit der Frage, ob Wahrheit heute noch eine Frage des Ereignisses ist – oder längst eine des Glaubens an das Bild.

Im Rahmen der Serie Readers entfaltet sich dieses Spannungsfeld konsequent. Von Wolff ruft durch die Ästhetik der Schwarz-Weiß-Fotografie Erinnerungen an die dokumentarische Kultur der 1980er Jahre hervor und zugleich an ein kollektives Bildgedächtnis urbaner Lektüre. Doch in Wahrheit sind diese Szenen Konstruktionen, die nie stattgefunden haben. Die KI dient nicht nur als Mittel, sondern als Thema selbst: Sie produziert ein Archiv, das mehr über unsere Sehnsucht nach Erinnerung aussagt als über die Vergangenheit, die es zu dokumentieren vorgibt. Das Lesen fungiert dabei als Metapher für Konzentration, für die Suche nach Sinn inmitten von Lärm und Geschwindigkeit. Readers führt uns vor Augen, dass Bilder nicht einfach Realität abbilden, sondern Wirklichkeiten erzeugen – so wie Bücher nicht nur Geschichten erzählen, sondern Welten eröffnen. Es ist diese doppelte Brechung, die die Serie zu einem zeitgenössischen Kommentar über Wahrheit, Fiktion und kulturelle Identität macht.