JULIEN BONET - Migrant

Technik: Promptography auf Hahnemühle Fine Art Papier
Größe: 50 x 40 cm
Auflage: 3 + 1 A. P.
Jahr: 2024-25

Vom Künstler auf einem separaten Etikett signiert, datiert und mit einer Editionsnummer versehen.

Migrant

Ein Körper, verborgen in einer improvisierten Hülle: verrostetes Metall, umwickelt von Netzen, ein provisorischer Kokon aus Zufall und Notwendigkeit. Bonets Migrant ist weder Held noch Opfer – er ist ein Schatten auf der Schwelle, gefangen zwischen Ankunft und Aufbruch. Die See hinter ihm erzählt von jener Passage, die unzählige Leben fordert, von Hoffnung durchzogen und vom Risiko zerschnitten.

Politisch ist diese Figur ein Spiegel unserer Zeit. Migration, einst als Ausnahme gesehen, ist längst Grundkonstante globaler Verflechtung – getrieben von Krieg, Klima, Ungleichheit. Europa, alternd und arbeitsdurstig, braucht Migration, doch das Versprechen von Sicherheit trifft auf Mauern aus Angst, Bürokratie und nationalistischer Rhetorik. Bonets Figur steht in dieser Spannung: Sie macht sichtbar, was verdrängt wird – die Körper, die im Übergang verloren gehen.

Die Netze umspinnen nicht nur den Körper, sie fangen auch eine Erzählung ein: von Menschenhandel und Schlepperei, von Illusionen eines „besseren Lebens“, die oft im Schmerz zerbrechen. Familien zahlen den Preis, nicht selten mit der Abwesenheit ihrer Liebsten. Doch jenseits von Zahlen und Schlagzeilen fragt das Bild: Wie definieren wir Menschlichkeit, wenn Grenzen härter werden als die Meere?

Im Zyklus Maskeraden ist der Migrant eine der eindringlichsten Gestalten – nicht, weil sie Antworten gibt, sondern weil sie zum Schweigen zwingt. Ein Schweigen, das Raum schafft für eine dringend notwendige Debatte: Wie kann eine Gesellschaft, die Migration braucht, Wege schaffen, sie human zu gestalten?