EMI KUSANO - Techno-Animism: Children’s Guardian - Kamikakushi Summer 96 III

Technik: Promptography auf Hahnemühle Fine Art Papier
Bildgröße: 48 x 27 cm
Auflage: 5 + 1 A. P.
Jahr: 2023

In Kamikakushi Summer 96 III verschiebt Emi Kusano ihr techno-animistisches Vokabular in eine andere Dimension: vom grünen Schutzwesen im Freien hin zu einer fast sakralen Innenarchitektur. Vor dem tiefblauen Horizont des Meeres steht ein Mädchen in hellgelbem Kleid und Haube, die Arme gesenkt, das Gesicht ernst und unverwandt zum Betrachter gerichtet. In den Händen hält sie einen kleinen schwarzen Roboter, rundlich, glänzend, mit roten Augen – ein Objekt zwischen Spielzeug, Fetisch und Totem.

Der Raum, in dem sie steht, wirkt wie ein techno-spirituelles Sanktuarium: zwischen antiken Säulen hängen Reihen von Relikten, Laternen und mechanischen Figuren, die wie Altargeräte erscheinen. Kusano inszeniert hier eine technoid-barocke Ikonographie, die ebenso an Shinto-Schreine erinnert wie an Konsumtempel der Nachkriegsmoderne. Hinter der kindlichen Figur spannt sich das Meer, unbewegt, ewig – ein Kontrast zum flüchtigen Glanz der Artefakte.

Das Bild evoziert die Ambivalenz des Jahres „96“: Es ist die Ära, in der Roboter und Tamagotchis in Kinderzimmern Einzug hielten, und zugleich eine Zeit, in der Spielzeug zur Metapher für kulturelle Sehnsucht wurde. Kusano legt diese Schicht frei und erhebt den Roboter zum Kultobjekt, gehalten von einem Kind, das Priesterin und Protagonistin zugleich ist.

So wird Kamikakushi Summer 96 III zu einer Meditation über Rituale im Zeitalter der Technologie. Der schwarze Roboter ist hier kein Werkzeug, sondern ein Wächter, ein Idol, vielleicht auch eine kleine Gottheit, die in den Händen des Kindes neues Leben erhält. Kusano inszeniert die Bühne einer Zukunftsreligion, in der die Grenzen zwischen Spielzeug und Reliquie, Kindheit und Glauben, Technik und Spiritualität endgültig aufgehoben sind.