JULIEN BONET - Maskeraden

JULIEN BONET - Maskeraden

Julien Bonet – Mit Maskeraden präsentiert die AI Edition Berlin den französischen Künstler Julien Bonet als Künstler des Monats. Seine Serie von KI-generierten Porträts bewegt sich zwischen ethnografischer Dokumentation und zeitgenössischer Fiktion. Ausgangspunkt sind die winterlichen Maskeraden Europas – archaische Feste, in denen wilde Kostüme den Kampf zwischen Winter und Frühling, Ordnung und Chaos darstellen. Bonet, aufgewachsen in den 1980er Jahren zwischen analoger und digitaler Welt, transformiert diese Traditionen in eine Bildsprache, die heutige Ängste reflektiert: Klimakrise, Migration, Pandemien, Identitätsfragen.

Nach frühen Jahren in Werbe- und Modefotografie fand Bonet mit generativer KI zu einer neuen künstlerischen Freiheit. Inspiriert von John Heartfields Fotomontagen nutzt er die Technologie wie eine Kamera – nicht um Stile zu imitieren, sondern um das Unvorstellbare sichtbar zu machen. Seine frontal inszenierten Figuren wirken vertraut und zugleich befremdlich: mythische Archetypen, die uns direkt anblicken und doch aus einer nicht existierenden Realität stammen.

Ein Schlüsselwerk ist „Wired“ (2024): Vor einem Wohnwagen steht eine Gestalt, eingehüllt in bunte Kabel. Das Bild wirkt dokumentarisch und surreal zugleich. Wo früher Stroh oder Felle Naturgeister verkörperten, symbolisieren hier Kabel Vernetzung und Abhängigkeit – Schutz und Gefangenschaft zugleich. Bonets KI-gestützte Methode erzeugt so moderne Mythogramme, die vertraut erscheinen und doch reine Imagination sind. Jedes Motiv entsteht in tausenden Bildgenerationen – eine Suche nach dem Moment, in dem algorithmische Logik in poetische Fremdheit kippt. 

Masquerades ist ein Kommentar auf Mythen im digitalen Zeitalter und lädt ein, zeitlose Fragen neu zu stellen: Wer sind wir im Spiegel unserer Ängste? Welche Masken tragen wir heute?

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